Statistische Hinweise zur Aussagefähigkeit der Methode der sonographischen Überprüfung auf das Vorliegen eines vesicoureteralen Refluxes (VUR).
Interessant insbesondere für Patienten, bei denen kein VUR nachgewiesen werden konnte.
1. Aussagefähigkeit der sonographischen Reflux-
überprüfung (MUS) im Vergleich zur radiologischen
Refluxüberprüfung (MCU).
Zur statistischen Berechnung der Sensitivität wurde das MCU als Referenzmethode herangezogen.
a) Flüssigkeit (NaCl 0.9%)
Sensitivität im Vergleich zum MCU 71 – 100 % [ 3, 7, 13]
b) Luft
Sensitivität im Vergleich zum MCU 87 – 100 % [1, 2, 13]
c) Levovist®
Sensitivität im Vergleich zum MCU 92 – 100 % [4, 5, 6, 9]
In vielen Fällen war die sonographische Refluxüberprüfung sensitiver als das MCU.
So fanden beispielsweise Siamplis et al. [13] sonographisch mit Luft einen VUR in 19 von 176 Nieren-Ureter-Einheiten (NUE) und im MCU einen VUR in 18 von 176 NUE. Insgesamt war der Refluxnachweis sonographisch mit Luft 4 x positiv und radiologisch (MCU) negativ.
Auch bezüglich der sonographischen Refluxüberprüfung mit Levovist® war diese sensitiver als das MCU. Berrocal et al. [4] untersuchten 440 NUE und konnten bei 123 NUE einen VUR mit Levovist® nachweisen aber sie fanden nur bei 104 NUE einen VUR mit der MCU. Darge et al. [5] konnten bei 226 NUE einen VUR 15 x nur mit Levovist® nachweisen, 3 x Nachweis des VUR nur im MCU.
2. Vergleich der sonographischen Untersuchungsmethoden ( Flüssigkeit, Luft, Levovist®) untereinander (eigene Untersuchungen an 600 NUE) [12]
|
Luft |
Flüssigkeit |
Levovist® |
Flüssigkeit und Levovist® kombiniert |
Flüssigkeit und Luft kombiniert |
Sensitivitäten bei
Referenzmethode = Gesamtmenge der VUR von Levovist® und Luft |
60 %* |
83 % |
87 % |
91 % |
94 % |
*Die Sensitivität der Luft MUS lässt sich auf 86 % steigern, wenn man die Luft MUS nur bei Patienten durchführt, die eine geringe Dilatation der Nierenbecken unter Miktion mit Flüssigkeit aufweisen.
D.h. umso mehr Methoden man bei der sonographischen Refluxüberprüfung miteinander kombiniert, umso höher ist die Sensitivität.
Führt man also bei gering dilatierten Nierenbecken unter Miktion mit Flüssigkeit eine Refluxüberprüfung nur mit Flüssigkeit und Luft durch, beträgt die Sensitivität mindestens 94 %[12].
3. Die Fehlerquelle des nur intermittierend auftretenden VUR muss immer bedacht werden!
Bei zwei Refluxüberprüfungen, die hintereinander durchgeführt wurden, zeigte sich, dass ein intermittierender Reflux in einer Häufigkeit von 4 – 12 % auftritt [8, 10, 11], d.h. die Sensitivität bei einem von zwei Zyklen beträgt 88 – 96 %.
Da bei der sonographischen Refluxüberprüfung bei mir immer mindestens zwei aussagefähige Miktionen beobachtet werden, ist die Sensitivität bei mir wahrscheinlich höher als 96 %.
Zusammenfassung
Die Sensitivität der sonographischen Refluxüberprüfung (MUS) ist höher als bei der radiologischen Refluxüberprüfung (MCU).
Je nach Anzahl der Methoden, die bei der sonographischen Refluxüberprüfung miteinander kombiniert werden, liegt die Sensitivität der Methode zwischen
91 – 100 %.
Das Risiko einen intermittierenden Reflux zu übersehen ist bei mir, da ich immer mindestens zwei aussagefähige Miktionen betrachte wahrscheinlich unter 4 %.
Insbesondere minimiere ich diese Restunsicherheit von 4% dadurch, dass ich meist zusätzlich eine Miktion mit Levovist (seit Ende 2011 SonoVue) auch farbkodiert beobachte und dadurch eine noch höhere Sensitivität erzielen kann.
Wenn bei der sonographischen Refluxüberprüfung kein VUR nachgewiesen wurde, ist Aufgrund der statistischen Restunsicherheit allen Patienten zu empfehlen, bei Fieber immer am ersten Fiebertag auch weiterhin den Urin kontrollieren zu lassen, und bei erneuter Harnwegsinfektion nochmals eine Refluxüberprüfung durchführen zu lassen.
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Dr. med. Manfred Reichert